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Leo
Putz, ein Tiroler, gehörte zu den Intimen des Hauses und
verkehrte bei uns, solange Mama in der Stadt lebte. Er war einer
der amüsantesten Gesellschafter Münchens und verdankte
diesem seinem Charme nicht viel weniger Erfolg, als seiner Malkunst,
die ihm später den Professortitel einbrachte. (aus:
Viktor Mann, Wir waren Fünf)
Leo Putz kommt als zweites Kind des Meraner
Bürgermeisters Franz Seraphin Karl Putz am 18. Juni 1869
in Meran zur Welt. Schon während der Schulzeit zeigt
sich sein künstlerisches Talent. Nach seinem Schulabschluß
erhält Leo Putz die Einwilligung des Vaters Maler werden
zu dürfen. Leo Putz wird 1889 der Erlaubnisschein für
sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in
München ausgestellt.
In den folgenden Jahren hält sich
Leo Putz zu Studienzwecken in München, Rothenburg o.d.
Tauber und an der Académie Julian in Paris auf. Sein
erstes Atelier bezieht Leo Putz 1897 in München. Im gleichen
Jahr tritt er als Ordentliches Mitglied der Secession
in München bei. 1899 wirkt er als Mitbegründer der
Künstlervereinigung Die Scholle zu der u.a.
Walter Georgi, Fritz und Erich Erler sowie Adolf Münzer
zählen. Leo Putz arbeitet intensiv an der dem Wochenblatt
Jugend mit, das viele Werke von Leo Putz als Gemäldereproduktionen
oder als Titelblatt veröffentlicht.
Das Jahr 1901 legt Leo Putz später als den Beginn seiner
impressionistischen Zeit fest. Die Staatsgalerie Dresden und
die Neue Königliche Pinakothek München erwerben
mehrere Arbeiten. Von 1905 an werden dem Künstler Leo
Putz für seine Werke mehrere Medaillen verliehen. 1909
erwirbt Putz die bayerische Staatsangehörigkeit - Voraussetzung
für den ihm im gleichen Jahr verliehenen Professortitel.
Zwischen 1909 und 1914 verbringt Leo Putz die Sommermonate
bei Schloß Hartmannsberg im bayerischen Chiemgau. Mit
Leo Putz arbeiten auch der deutsche Künstler Hans Roth
und auch der Amerikaner E. Cucuel. Es entstehen die berühmten
Werke der Hartmannsberger Zeit wie die Kahnbilder
oder die Badenden.
In den beschwerlichen Jahren von 1914 bis 1923 ist sein Schaffensdrang
ungebrochen. Als er ab 1922 ein eigenes Haus baut, tauscht
er seine Bilder gegen die so dringend benötigten Baustoffe.
Einer Einladung folgend bricht Leo Putz im Januar 1929 mit
seiner Familie nach Südamerika auf. Er findet dort eine
faszinierende neue Welt vor, neue Farben, Eindrücke und
Menschen in einer anderen Kultur. Bis 1933 arbeitet Putz in
Brasilien und Argentinien. Er ist Professor an der Academia
de Bellas Artes in Rio und gern gesehener Gast der Gesellschaft.
Genauso wie er auf Empfängen weilt, verbringt er seine
Zeit mit Eisenbahnreisen oder gefährlichen Vorstößen
in den Urwald auf dem Rücken von Maultieren. Während
seines Aufenthalts hält Leo Putz die vielfältigen
Eindrücke in einem unvergleichlichen Werk fest, das durch
eine neue, hellere und tropischere Farbskala gekennzeichnet
ist und einen zweiten Höhepunkt seines Schaffens bildet.
Die südamerikanischen Werke werden
nach der Rückkehr von Leo Putz nach Deutschland im Jahr
1935 in einer grossen Ausstellung in München gezeigt.
Die Ausstellung ist Feuer auf dem politischen Pulverfaß
dieser Jahre. Leo Putz zeigt zudem öffentlich Widerstand
gegen den Nationalsozialismus. 1936 wird er mehrmals von der
Geheimen Staatspolizei verhört und muß
schließlich fliehen. Auch in Meran wird er bald wegen
antinationalsozialistischer Äußerungen angezeigt.
1937 bekommt Leo Putz Berufsverbot in Deutschland. Beengt
in seiner Bleibe in Meran durchwandert er in den Jahren bis
1940 den Vintschgau und hält Burgen, Schlösser und
die Landschaften fest.
Nach einer Operation verstirbt Leo Putz 1940 in Meran. Sein
Ableben wird in Italien und Deutschland offiziell totgeschwiegen.
Das künstlerische Schaffen von Leo Putz fand schon zu
seinen Lebzeiten Ruhm und Anerkennung. Seine Werke, insbesondere
die Figuren-, Akt- und Landschaftsbilder waren Vorbild für
viele Künstler im Umfeld des Jugendstils und des Impressionismus.
Leo Putz stellte auch einen Wegbereiter des Expressionismus
dar, dessen Werke in den grossen Ausstellungen der Zeit zu
sehen waren, u.a. an der internationalen Panama-Pacific Ausstellung
in San Francisco und im Königlichen Glaspalast in München.
Leo Putz jun.
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